Nachdem Teile unserer Einheit schon im Jahr 2014 beider Veranstaltung zum 70. Jahrestag der Operation Market Garden dabei waren, sind wir guten Mutes zu zweit vom 14. bis 20. September 2019 ein weiteres mal nach Holland gefahren, um an diesem Grossanlass mit 300 Fahrzeugen und rund 700 Teilnehmern gefahren.
Letzte Vorbereitungen auf den einwöchigen Trip nach Holland
Organisiert wurde das wiederum von der Liberation Task Force, jedoch im Gegensatz zu seinem Vorgänger im Jahr 2014 ohne Unterstützung der holländischen Armee. Es waren wiederum Darsteller aus den unterschiedlichsten Ländern mit dabei, wie auch unsere Freunde aus Australien, die wiederum den langen Weg auf sich genommen haben. Es gab aber auch noch andere Parallelen zum 2014. So wurde wenige Tage vor dem Anlass mitgeteilt, dass es nun doch verboten sei, Waffen am Anlass zu tragen, selbst solche, welche nach holländischem Gesetzt erlaubt wären.
Es gab auch sonst einige Probleme im Vorfeld. So wurden die Routen erste wenige Tage vor Beginn des Anlasses bekanntgegeben. Auch blieben viele Anfragen von Teilnehmern anscheinend unbeantwortet.
Nichts desto trotz sind wir beiden, Thomas und der Schreiberling am Morgen des 14. September mit dem Zug nach Holland gefahren. Nach rund 7 Stunden fahrt und dreimal umsteigen erreichten wir Eindhoven. Nach einer Busfahrt und einem Fussmarsch durch die Aussenbezirke nahm uns ein freundlicher Holländer mit seinem Auto mit auf den Besammlungsplatz bei Dommelen mit.
Links Thomas und der Schreiberling
Nach etwas suchen, fanden wir dann auch einige Teile unseres Verbandes. Wir waren wiederum als Teil der Prinses Irene Brigade (PIB) aus Holland. Nun hiess es warten. Warten sollten wir die ganze Woche mehr als genug. mehr dazu aber etwas später.
Es waren schon eine ganze Fülle an Fahrzeugen vor rot. Grösstenteils aus England und natürlich Holland. So machten wir uns mal auf den Weg, all die zum Teil seltenen Fahrzeuge, Geschütze und Panzer zu besichtigen und da und dort einen kleinen Schwatz zu halten. Viele Gesichter waren uns von anderen Anlässen bekannt oder man kannte sich aus den Sozialen Netzwerken. An einigen Fahrzeugen wurde fieberhaft gearbeitet, da und dort Karten gespielt und ein kühles Blondes getrunken.
Nach einiger Zeit entschieden wir uns dann uns auch endlich umzuziehen. Wo und wann unser Lager aufgebaut werden soll, war noch nicht entschieden. Zudem fehlte uns noch unser 2 Mann Zelt, dass wir von Patrick zur Verfügung gestellt bekommen sollten. So gab es erstmals einen grossen Haufen an Seesäcken der PIB. Nach einer Weile war uns dann auch klar, weshalb es noch keine Zelte zu sehen gab.
Ingesamt fuhren 12 Panzer und um die 250 Fahrzeuge am XXX 75 Trip mit
Die Organisation hatte sich entschieden, zuerst mal alle Ankömmlinge mit ihren Fahrzeugen aufzu kolonieren und dann Gruppenweise zum Tanken zu schicken. Die Wiese war jedoch so gross, dass man locker jeder Gruppe für sich eine Zone zuweisen konnte, in welcher diese sich einrichten und von dort aus mit den Fahrzeugen zum tanken fahren konnte. Das ganze Prozedere wiederholte sich während der ganzen Woche noch drei mal, was zu viel Unmut und viel unnötiger Wartezeit führte, da keine der Gruppen ihr Lager aufbauen konnte.
Da Patrick, welcher uns das Zelt bringen sollte mit seinem Jeep technische Probleme hatte und sich verspätete, mussten wir uns zuerst mal für die erste Nacht eine andere Unterkunft finden, was jedoch kein grosses Problem war. Tags darauf ging das Schauspiel seinen weiteren Verlauf. Alle Ankömmlinge wurden weiter aufkoloniert und gingen Gruppenweise tanken. Für uns hiess es, weiterhin warten. Ausflüge mit Fahrzeugen ansonsten waren nicht erlaubt.
Biwak PIB
Da leider auch weiterhin keine Zonen zugewiesen wurden, gab es schon das ersten mal Unmut bei den Teilnehmern, da viele endlich ihre Zelte für die nächste Nacht an einem definitiven Ort aufstellen wollten und zwar am Morgen und nicht erst wieder Abends. So verging der Tag recht gemütlich. Um 1300 Uhr wurden dann nach langem hin und her endlich eine Zone zugewiesen und wir konnten endlich die 2 Mann Zelte aufbauen.
NCO's und Mannschaft der Prinses Irene Brigade an der XXX Corps 75 Tour 2019
Am Montagmorgen, den 16. September war um 0500 Tagwache. Es mussten alle Lager abgebaut werden, damit um 0630 losgefahren werden kann. Die Gruppen wurden in Kompanien eingeteilt, die auf unterschiedlichen Routen nach Valkensward fahren sollen mit Zwischenstopps in vesrchiedenen Ortschaften.
Morgentoilette
Wir gehörten zur Eco Comp., die meist mit der Foxtrott Comp. fahren sollten. Zur Verstärkung der PIB stellte die militärische Sammlung der holländischen Armee wie beim letzten mal 2 Halftrucks mit 17 Pfündergeschütz und einen Zug mit einer 12 Pfünder Artilleriekanone zur Verfügung. Dazu kam ein DUKW für den Materialtransport.
Britische 17 Pfünder Panzerabwehrgeschütz. Das selbe Geschütz wurde auch beim Sherman Firefly verbaut
Unser DUKW als Materialtransporter
Ausserhalb von Vaklensward erwartete man uns schon mit einem Aufgebot an Kindern und Einwohnern mit vielen Fähnchen und Marschkapelle. Vor allem die Kinder waren sehr interessiert und wollten alles gezeigt bekommen.
Bren Carrier der Foxtrott Comp.
In der Folge legten wir wie gewohnt unsere Auslegeordnung auf Patrick Jeep aus, was uns in der Folge sogar ein Interview im holländischen Fernsehen bescherte. Als weiterer Höhepunkt trafen wir zudem auf 2 Veteranen, die beide bei den Kämpfen um Holland im Einsatz standen. Einem Engländer, sowie einem US Amerikaner.
Kurz bevor wir zusammenpacken wollten, hat ein Anwohner uns noch Rasierer und Taschenlampen vorbeigebracht, welche britische Soldaten 1944 nach dem abrücken in ihrem Haus vergessen hatten.
Gegen 16 war Abrücken und Abfahrt nach Valkensward. Es hatte in der Zwischenzeit angefangen leicht zu Regnen. Nach der Fahrt von ca. 30 Minuten standen wir im Stadtpark von Valkensward und warteten. Auch wenn die Gruppe erst drei Tage zusammen war, funktioniert der Aufbau sehr schnell und unkompliziert. Jeder half dem anderen und innert kürzester Zeit standen eine ganze Reihen britischer 2 Mann Zelte am Gehweg entlang aufgereiht.
Biwak im Stadtpark von Valkensward
Viele Anwohner kamen auch hier, sich das Schauspiel im und um den Park anzuschauen. Trotz des nasskalten Wetters war die Stimmung gut und es gab viele interessante und auch spassige Gespräche mit den Besuchern.
Gegen Abend nahmen wir einen kurzen Fussmarsch unter die Nägel ins Stadtzentrum von Vaklensward. Auf der Hauptstrasse standen 12 Shermann Panzer und viele andere Fahrzeuge wie an einer Kette aufgereiht. Das Zentrum glich einem Militärlager. Nur vereinzelt waren Zivilisten zu sehen. Da es nächsten Tag wieder früh rausgehen sollte, war für uns um 2300 Schluss.
Am Dienstag sollte es weitergehen nach Son en Breul, in welcher 1944 britische Pioniere eine Notbrücke bauen mussten, da die Deutschen die Brücke vor den anrückenden US Truppen zerstört hatten. Eigentlich hätten wir um 0900 abfahren sollen, jedoch gab es massive Verspätungen, da die Motorradeskorten unkoordiniert einfach die ersten beiden Verbände mit den Panzern begleitet hatten und die restlichen warten mussten, bis diese zurück waren.
Die Dame auf dem Rechten Bild hatte als 7-jährige den Einzug des XXX Corps miterlebt und hatte mehr als nur eine Träne in den Augen
Denkmal bei Son en Breul
So verzögerte sich die Abfahrt für uns auf 1200 Uhr. Die Fahrt nach Son en Breul war leider wenig spektakulär. In weniger als einer Stunde hatten wir unser nächstes Ziel schon erreicht und dort wiederholte sich das ganze mit dem aufkolonieren zum Tanken auf ein neues. Leider hatte unser Kommandeur nicht den Mut, unsere Truppe am äusseren Rand des riesen grossen Geländes ein Biwak aufzubauen.
Da nicht nur wir etwas mehr als nur angepisst waren, melden wir uns kurzerhand ab und zogen zu Fuss ins Zentrum, um uns dort zu verpflegen. Selbst nach unserer Rückkehr eine Stunde später hatte sich die Situation noch immer nicht gebessert. Die Fahrzeuge warteten noch immer und Zelte standen noch immer keine. Kurzerhand organsierte einer von den PIB, dass wir auf dem angrenzenden Gelände unser Biwak aufstellen konnten. Am selben Abend erfuhren wir, dass durch die vielen Verzögerungen eine Ortschaft 20 Minuten von Son en Breul mit Kindern, Bürgermeister, Musik und Apero auf den Konvoy mit Panzern gewartet hatte. Nachdem man schon 30 Minuten zu spät war, sagte man kurzfristig ab, obschon in unserem Warteraum rund 150 Fahrzeuge rumstanden und nichts zu tun hatten.
Warten aufs Tanken. Stundenlang mussten alle Teilnehmer auf den Aufbau des Biwaks warten
Am Mittwoch, den 18. sollten wir um 0530 losfahren. Wiederum verzögerte sich das ganze, jedoch auch wegen verschiedener Teilnehmer, die einfach nicht bereit waren. Unsere Fahrt führe uns nach Sint-Oedenrode. In der Ortschaft waren wir schon vor 5 Jahren. Sint-Oedenrode ist eine typische holländische Ortschaft mit vielen alten Gebäuden. Als wir dort durch eine menschenleere Ortschaft fuhren, viel die Stimmung gleich kurzerhand wieder in den Keller.
Sint-Oedenrode vor dem eintreffen der Kinder und Besucher
Jedoch nicht sehr lange. Schulklassen, zum Teil mit Eltern im Schlepptau strömten aus allen Gassen ins Zentrum und innert 20 Minuten wimmelte es von Zuschauern. Es gab frischen Kaffee, Gebäck und holländische Spezialitäten.
Leider wehrte die Freude nicht sehr lange. Ein kleines Detachement der PIB sollte nach Eerde weiterfahren und dort beim Denkmal einen Kranz niederlegen. Amerikanische Fallschirmjäger hatten Eerde eingenommen und gehalten, bis Teile des XXX Corps sie entsetzt hatten.
Nach der Kranzniederlegung hiess es erneut warten. Rund vier Stunden warteten wir in Eerde, bis man uns abgeholt und uns zum Rest der Eco Comp. begleitet hatte. Einziger Wehrmutstropfen war der von mir kurzerhand organisierte Ausflug zu Fuss auf den örtlichen Friedhof, auf welchem die sterblichen Überreste einer britischen Panzerbesatzung liegen, die beim Kampf um die Windmühle ums Leben kamen.
Gedenkplatten an der Windmühle von Eerde und die Grabsteine auf dem örtlichen Friedhof mit den gefallenen britischen Soldaten
Was wir meistens gemacht haben. Da wir oftmals auch im Niemandsland warten mussten, blieb nicht viel übrig als rumzuliegen
Tags darauf ging es über Land nach Megen. Die rund 2 stündige Fahrt quer durch den täglichen Verkehr war sehr angenehm, da auch das Wetter, wie eigentlich fast die ganze Woche, sehr gut war. Die Stimmung war eigentlich auch gut, jedoch war die Motivation eine gute Darstellung zu machen bei vielen schon verschwunden. Viele fuhren nur mit Battle-Dress und General Service Cap. Ausrüstung oder Helm trug kaum mehr jemand. Wir beiden liessen uns jedoch nicht beirren und trugen weiterhin unsere Ausrüstung.
In Megen angekommen, reihten sich die Fahrzeuge der Eco und Foxtrott Comp. auf einer schmalen Strasse auf um auf das Gelände der nächsten Übernachtung zu kommen. Der Platz stellte sich als kleiner Campingplatz heraus, den man leicht dekoriert hatte. Einige wenige Zuschauer warteten schon gespannt auf unser eintreffen. Leider war der Platz für die Fahrzeuge, die unter anderem auch aus mehreren Bren Carriern und unserem DUKW, sowie Halftracks mit Geschützen bestand.
Zu wenig Platz für die vielen Fahrzeuge beim Campingplatz von Megen
Viele der Fahrzeuge mussten auf einem Nebenweg ihren Platz suchen. Es war ja nicht so, dass der Platz sonst leer gestanden hätte. Es gab auch normale Campinggäste mit Wohnwagen und Zelten. Einige fuhren auf eigene Faust in die Ortschaft Megen rein, um dort einen Platz zu finden.
Nach kurzem Aufbau der Zelte wurden wir herzlich begrüsst und es gab eine kleine Verpflegung. Besucher hatte es ausser jene, die schon auf unser eintreffen gewartet haben keine weiteren. Dafür lag der Campingplatz leider zu abgelegen von der kleinen Stadt Megen.
Tags darauf ging es nicht allzu früh los. Um 0730 lagen die meisten noch in ihren Zelten und schliefen. Einige nutzten die Gelegenheit einer Dusche.
Wie gewohnt ging es mit einer Verspätung weiter via Oss nach Grave über die von der 82. US Airborne Division eroberten John S. Thompsonbrug bei Grave nach Groesbeek. Dort sollten wir mit dem Rest der anderen Einheiten zusammentreffen, die dort schon einen Tag früher angekommen waren und viele Demos mit Fallschirmjägern und anderes geniessen konnten.
In Oss gab es doch ein paar Zuschauer, auch wenn es sich in Grenzen hielt. Wir fuhren, resp. wir entschieden uns zu laufen, vom Bahnhof zum Denkmal der gefallenen Soldaten von Oss. Am Denkmal wurde mit Kranzniederlegungen und Reden den gefallenen Gedacht. Hier gab es doch nochmals die Möglichkeit mit Zeitzeugen zu sprechen.
Fahrt und Marsch durch die leeren fast Strassen von Oss, sowie das Denkmal
Danach ging es weiter übers Land wie schon erwähnt nach Grave. 2014 standen bei unserer Durchfahrt noch hunderte von Zuschauern auf der Brücke. Im 2019 gab es keine Zuschauer was Symbolisch für die ganze Woche war.
Groesbeek waren wir dann auch die allerletzten um 1600 Uhr, die auf dem Gelände eintreffen sollten. Für uns war hier dann Schluss. Wir hatten genug und entschieden uns, den Konvoy einen Tag früher als geplant zu verlassen.
Die ganze Woche schon waren unsere beiden Kompanien durch kleine Ortschaften gefahren, in denen, bis auf 3, keiner wusste das wir kommen und sind Stundenlang im Niemandsland rumgesessen. Gedenkfeiern gab es genau 1 offizielle für uns. Dadurch dass die Organisation auf Social Media natürlich Infos zum Anlass rausgab, konnten wir natürlich sehen, dass vor allem diejenigen Einheiten mit Panzern die grösste Aufmerksam galt und diese auch die grösseren Städte anfahren konnten wo etwas los war. Das wir an Tagen wie den Dienstag nur mal gerade 1 Stunde unterwegs waren dürfte auch damit zu tun haben, dass man von Seiten der Orga versuchte mit den kleineren Einheiten Benzin zu sparen, da beim Start der Veranstaltung mitgeteilt wurde, dass nur ein gewisses Kontingent an Treibstoff zur Verfügung steht.
Unsere kleine Zeltheizung, die uns die ganze Woche begleitet hatte. Auch wenn das Wetter bis auf den Montag glücklicherweise trocken war, wurde es in der Nacht doch sehr kalt
Dass leider im laufe der Woche auch das Engagement der Gruppe selbst nachliess und viele wie schon erwähnt kaum Lust hatten gute Darstellungen abzuliefern, wars das dann für uns und wir suchten in Groesbeek ein Hotel, in dem wir uns nach 6 Tagen am Boden schlafen wieder einmal ein Schlaf in einem Bett gönnten. Tags darauf ging es via Arnheim mit dem Zug wieder nach Hause.
Zurück im Jahr 2019
Auf dem Rückweg konnten wir feststellen dass am Samstag der Grossteil des Konvoys sich auch verabschiedet hatte und mit ihren Fahrzeugen auf dem Weg nach Arnheim waren um dort zum 75. Jahrestag der Landung der britischen Luftlandetruppen teilzunehmen. Auch wenn die Woche organisatorisch eine Schweinerei war, bleiben auch viele tolle, lustige und skurrile Eindrücke zurück. Thomas und meine Wenigkeit hatten vor allem zusammen trotzdem eine gute Zeit.